Stadttauben

Heimatlose Haustiere brauchen deine Hilfe!

Kommt dir folgendes Szenario bekannt vor? 

Du gehst durch die Stadt spazieren, möchtest ein bisschen bummeln. Bleibst vor dem einen oder anderen Schaufenster stehen, betrittst gelegentlich eines der Geschäfte und setzt dich schließlich mit einem Snack in der Hand auf eine der freien Bänke. Wenige Minuten, vielleicht auch nur Sekunden später, nähert sich die erste Taube, um die Krümel aufzupicken, die du beim Essen auf dem Boden verteilst. 

Vielleicht versuchst du genervt, die Taube zu verjagen. Vielleicht teilst du deine Mahlzeit bereitwillig mit ihr. Wie auch immer du reagierst: Hast du dir jemals über die Tauben und ihr Leben Gedanken gemacht? 

Tauben gehören zu unserem Stadtbild wie selbstverständlich dazu. Sie sind völlig normal, wenn auch eher unerwünscht. Sie werden gerne als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet, mit Dreck und Krankheiten assoziiert, von Kindern aufgescheucht und mit Vergrämungsmaßnahmen vertrieben. Ihr Ruf ist miserabel. Eigentlich sind Tauben ganz wunderbare Tiere, die unsere Hilfe verdient haben. Nicht nur das: Tauben brauchen sogar unsere Hilfe! Und hier kommst du ins Spiel. 

Aufklärung oder: Das Image der Stadttauben aufpolieren 

Wusstest du schon, dass… 

… Tauben Vegetarier sind? 

… Stadttauben die Nachkommen der von Menschen gezüchteten Haus- und Brieftauben sind? 

… es keine beweiskräftige Studie gibt, die belegt, dass Menschen durch den Kontakt zu Stadttauben ernsthaft krank wurden? 

… Tauben eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren (teilweise sogar deutlich mehr!) haben, Stadttauben jedoch in der Regel maximal 3 Jahre alt werden? 

… die Sterblichkeitsrate von Jungtauben in der Stadt bei bis zu 90 Prozent liegt? 

… Taubenkot basisch ist und daher nicht in der Lage, große Schäden an Gebäuden anzurichten? (Nach wissenschaftlichen Gutachten beträgt die Beeinträchtigung durch Taubenkot nur 0,5 Prozent der Gebäudezerstörung.) 

… Tauben treu sind und in lebenslanger Monogamie leben? (Taubenpaare kümmern sich gemeinsam um die Nest- und Jungtierpflege.) 

Wahrscheinlich hast du jetzt mindestens einmal innerlich mit dem Kopf geschüttelt. Wir wissen über Tauben praktisch nichts, lassen sie aber allzu gerne spüren, dass wir voller Vorurteile sind. Ein erster wichtiger Schritt, um Tauben zu helfen, ist Aufklärung. Wir müssen endlich erfahren, wer da eigentlich in Scharen durch die Stadt läuft und unsere Essensreste aufsammelt. Und wir müssen begreifen, dass Tauben ein sehr trauriges Dasein fristen, aus dem sie nur mit unserer Hilfe entkommen können. 

Menschengemachte Probleme: Darum brauchen Tauben unsere Hilfe 

Stadttauben sind im Grunde genommen ausgesetzte Haustiere, die nie gelernt haben, in freier Wildbahn zu leben und selbstständig Nahrung zu sammeln. Eine erwachsene Taube benötigt etwa 30 Gramm Körner am Tag. Stattdessen müssen sich Stadttauben von ungeeigneten und teils sogar verdorbenen Lebensmitteln ernähren. Viele Tauben werden krank, da sie zu wenig (und vor allem falsches) Futter zu sich nehmen. Krankheiten breiten sich unter mangelernährten, geschwächten Tauben schneller aus, teilweise verenden die Tiere qualvoll. 

Nicht nur der Mangel an Nahrung stellt ein großes Problem dar, sondern auch die fehlenden Nistmöglichkeiten. Verzweifelte Taubeneltern brüten da, wo sie Platz finden – und diese Stellen sind mitunter lebensgefährlich. Zäune mit Stacheldraht oder Stachelleisten (die Tauben fernhalten sollen, jedoch zur tödlichen Falle werden können) sorgen immer wieder für Verletzungen und Todeskämpfe, verwinkelte Nischen zwischen Bauwerken oder Leuchtreklamen führen zum Hungertod, wenn die Tauben nicht mehr herauskommen. 

Auch unser herumliegender Müll macht den Stadttauben das Leben schwer. Schnüre, Bänder und ähnliches wickeln sich leicht um Taubenbeine, wodurch Gliedmaßen abgeschnürt werden und schließlich absterben. Haare, die als Nistmaterial verwendet werden, haben bei Jungtauben (und natürlich auch allen anderen Jungvögeln!) denselben Effekt. Manche Taube verheddert sich so sehr, dass sie sich kaum noch bewegen kann und daraufhin verhungert.
 

All diese Probleme werden dadurch verstärkt, dass auf verhältnismäßig kleinem Raum viel zu viele Stadttauben leben. Die Population ist unter anderem deshalb so hoch, weil hungernde Tauben öfters brüten als satte – ein Teufelskreis. 

Stadttauben helfen, aber richtig! 

Natürlich könntest du jetzt beim Bummel durch die Innenstadt großzügig dein Essen mit den Tauben teilen. Es werden sich sicherlich einige hungrige Tauben darauf stürzen. Aber das ist weder erlaubt, noch langfristig sinnvoll. 

Eigentlich gibt es nur einen wirklich sinnvollen, langfristig erfolgreichen Weg: Betreute Taubenschläge. In diesen Schlägen finden die Tauben ausreichend artgerechtes Futter sowie geeignete Brutplätze. Um die Population in Grenzen zu halten, werden die Eier regelmäßig entnommen und durch Gipseier ersetzt. Zusätzlich können die Tauben geimpft werden (Taubenpocken und Paramyxovirose sind taubenspezifische, hochansteckende Erkrankungen – auf Menschen jedoch nicht übertragbar). 

In Summe würde dadurch der Taubenbestand verringert werden und die vorhandenen Tiere wären gesünder. Der tägliche Kampf ums Überleben, die Rivalitäten untereinander, der ständige Hunger– all das würde sich durch diese einfache Maßnahme deutlich reduzieren. 

So kannst du Stadttauben helfen

Ganz egal, ob es in deiner Stadt bereits betreute Taubenschläge gibt oder nicht: Solltest du beim Stadtbummel eine Taube sehen, die Hilfe zu benötigen scheint, scheue dich nicht, ihr zu helfen! Dazu gehören unter anderem Jungtauben, die noch kein Futter aufpicken können (du erkennst sie zum Beispiel am Fiepen, gelbem Restflaum und fehlendem Fluchtverhalten) oder Tauben mit „Fußfesseln“, geschwollenen Gliedmaßen, verletzten Beinen etc. 


Meistens bietet es sich an, die betroffene Taube einzufangen und so lange sicher zu verwahren, bis ein erfahrener Taubenhelfer sie abholt und in einer Pflegestelle unterbringt. Du kannst sie natürlich auch selbst versorgen oder zum Tierarzt bringen, aber nicht jeder Tierarzt kennt sich mit Tauben aus (oder will Stadttauben helfen). Auch Tierheime haben in der Regel keinen Platz für Stadttauben und schläfern sie letztlich nur ein. 

 

Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst, wenn du eine Stadttaube in Not findest:

-          Örtlicher Tierschutzverein 

-          Örtliche Taubenhilfe 

-          Forum Stadttaubenhilfe 

-          Facebookgruppe Tauben-Notfallmeldung 

-          Facebookgruppe Wildvogelhilfe-Notfälle 

Vielleicht hast du sogar noch mehr Möglichkeiten, den Tauben in deiner Stadt zu helfen. Du kannst dich mit anderen Tauben-Liebhabern in deiner Nähe vernetzen und zur Pflegestelle werden, dich bei deiner Stadt für betreute Taubenschläge einsetzen oder selbst Schläge an geeigneten Gebäuden anbringen und betreuen. 

Und, wie hilfst du Stadttauben?